Übung 950 "Fastenaktion - Sprachen Horizonte"

 

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Dinge | Geschichte | Auswirkungen | gewöhnt | Massenmord | Motto | Alkohol und Zigaretten | Kirche | Bewusstseins | Paradies | anderen | Gewohnheit | Selbstdisziplin | Jugendlichen | Unglück | Ostern | DDR | Erreichbarkeit | Nationalsozialismus | verabschieden | Aschermittwoch | Verzicht | in der Regel | Herausforderung | wieder | Verhaltensmuster | Süchte | bestimmte | Formulierung | Weg | Grundidee | Denkweisen | Reinigung

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Nach Karneval ist es soweit: Deutschland fastet. Zum Fasten der etwas Art ruft jährlich die Evangelische auf. Ziel der Aktion ist keine des Körpers, sondern des .
Jedes Jahr verzichten Millionen Menschen in Deutschland von bis zum Samstag vor , dem Karsamstag, auf Speisen, aufs Fernsehgucken oder auf Genussmittel wie . Der Verzicht bedeutet für Fastende eine konkrete : standhaft zu sein, sich in zu üben, indem man widersteht. Außerdem gibt das Fasten nach Ansicht der Kölner Gemeindepfarrerin Christiane Birgden jeder und jedem einen gewissen Denkanstoß: "Zu gucken, was gibt es denn in meinem Leben für kleine Süchte, für , wo es sich mal lohnt drüber nachzudenken, um freier zu werden - das finde ich 'n tollen Ansatz, der auch jedes Jahr für mich herausfordernd ist."
Fastenden wird erst bewusst, dass sie sich schon so sehr an etwas haben, wenn sie darauf verzichten. Es sind die kleinen , also zum Beispiel die tägliche Tafel Schokolade etwa oder die Zigarette nach dem Essen. Christiane Birgden empfindet es als eine sehr gute Idee, einen tollen Ansatz, wenn Menschen bewusst fasten, um sich - zumindest für 40 Tage - von ihren Gewohnheiten zu verabschieden.
Im Jahr 1983 rief die Evangelische Kirche eine besondere Fastenaktion ins Leben: "7 Wochen ohne". Das Besondere: Es geht nicht darum, in den Tagen vor Ostern etwas wegzulassen, sondern es geht ums "Ohne", also sich bestimmter Denk- oder Verhaltensmuster bewusst zu werden und sich von diesen zu , "ohne" sie zu leben. Denn dann, so heißt es auf der Internetseite von "7 Wochen ohne", "finden wir den in die vielleicht gar nicht wieder zurück und gehen einen neuen". Wie wichtig das auch bei ist, verdeutlicht Christiane Birgden anhand eines Beispiels:
"Ein Junge sagte ein so 'n Satz: "Ich muss immer erreichbar sein". Also, der Terror, den diese ständige , unter der ich auch im Gemeindepfarramt sehr leide, das mal infrage stellen: Muss das eigentlich so sein? Das ist für mich 'n ganz modernes Fasten, was aber ganz beim Kern des Fastens an sich ist."
Die Gemeindepfarrerin findet, dass sich auch Jugendliche die Frage stellen sollten, ob sie bestimmte und ändern können. Ob sie sich beispielsweise unter Druck setzen, sich terrorisieren, lassen, für andere ständig telefonisch erreichbar zu sein. Für Christiane Birgden ist der bewusste auf gewohnte Denkweisen oder Verhaltensmuster eine moderne Form des Fastens, die eigentlich mit der , dem Kern, übereinstimmt: Verzicht zu üben. Bei der Aktion "7 Wochen ohne" gibt es jedes Jahr besondere Themen. Deutlich werden die in der Regel durch das passende beigeordnete Motto, wie beispielsweise "Verschwendung! 7 Wochen ohne Geiz", oder "Ich war's! 7 Wochen ohne Ausreden".
Die moderne Aufmachung und die Themen haben laut Arnd Brummer, dem Leiter der Fastenaktion, auch darauf, wer sich an der Fastenaktion beteiligt: "Die kommen aus allen Schichten der Bevölkerung, inzwischen wieder aus allen Altersgruppen. Weil wir die Mottos in den letzten Jahren etwas zugespitzt haben, haben wir 'ne deutliche Verjüngung."
Um auch jüngere Menschen zu erreichen, eine Verjüngung hinzubekommen, werden besondere Mottos gesucht: solche, die auch junge Menschen ansprechen und die zudem durch ihre ein Thema auf den Punkt bringen, es zuspitzen. So war das Motto 2014 bewusst provokant gewählt: "Selber denken! 7 Wochen ohne falsche Gewissheiten." Es ging darum, vieles von dem, was man gehört, gelesen oder gesagt bekommt oder bekommen hat und was sich ungeprüft im Kopf festgesetzt hat, zu überdenken.
Arnd Brummer findet, dass die uns lehrt, wie wichtig das eigene Denken ist: "Wir haben im 20. Jahrhundert ja einige Verkünder gehabt, nationalsozialistischer oder realsozialistischer Art, die uns das gezeigt haben - was dann im endete."
Wohin es führt, wenn andere Menschen einem sagen, was man denken soll, hat laut Arnd Brummer das 20. Jahrhundert gezeigt: Es führte ins . Als Beispiele nennt er die Zeit des und den sogenannten Realsozialismus. Der Begriff bezieht sich auf kommunistische Systeme wie die der damaligen oder der Staaten des früheren Ostblocks. Die Machthaber versprachen der Bevölkerung ein besseres Leben, zeigten ihr im übertragenen Sinn das Paradies. Sie traten als Verkünder auf. In der Religionslehre steht der Begriff für diejenigen, die das Wort Gottes bekanntmachen, es verkünden.
Das der "7 Wochen ohne"-Kampagne 2015 lautet: "Du bist schön! 7 Wochen ohne Runtermachen". Es geht darum, das Schöne an sich und an anderen zu entdecken - und sich und andere nicht "runterzumachen", also übermäßig zu kritisieren. Christiane Birgden meint, dass das Ziel auch dieser Fastenaktion sein sollte, mehr der Mensch zu werden, als den Gott mich angelegt hat, und dadurch auch glücklicher zu werden.