Übung 1183 "Kölner Dom II"

 

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Der Dom zu Köln


Als der Bau de Dom zu Köln began, wote man gerade auch ein Wasserleitung ausfüren. Da vermaß sich der Baumeier und sprach: »Eher soll das groe Münster voendet sein als de Wasserbau!« Das sprach er, weil er allein wute, wo zu diese die Quelle sprang und er das Geheimnis nimanden als seine Frau entdet, ihr aber zugleich bei Leib und Leben geboten hatte, es wol zu bewaren. Der Bau deDoms fing an und hatte gute Fortgag, aber die Wasserleitung konnte nicht angefaen werden, weil der Meister vergelich die Quee suchte. Als deen Frau nun sah, wie er sich darüber grämte, versprach sie im Hilfe, ging zu Frau de ander Baumeisters und entlote ihr durch List enlich das Geheimnis, wonach die Quee gerade unter de Turm des Münsters entspra; ja, jene bezeichnete selbst de Stein, der sie bedete. Nun war ihr Manne geholfen; folgenden Tags ging er zu de Stein, klopfte drauf, und sogleich quoll das Wasser hervor. Als der Baumeister sein Geheimnis verraten sah und mit seinem stolen Versprechen zuschanden werden mußte, weil die Wasserleitung zweifelsohne nun in kurer Zeit zustande kam, verfluchte er zorni de Bau, dass er nimmermehr sollte vollenet werden, und star darauf vor Traurikeit. Hat man fortbauen wollen, so war, was an ein Tag zusaen gebracht und aufgemauert stand, am andern Morgen eingefallen, und wenn es noch so gut eingefügt war und auf Beste haftete, also dass von nun an kein einiger Stein mehr hinzugekommen ist.

Andere erzälen abweichen. Der Teufel war neidig auf das stole und heilige Wer, das Herr Gerhard, der Baumeister, erfunden und begoen hatte. Um doch nicht ganz lr dabei auszugehen oder gar die Vollendung des Doms noch zu verhindern, ging er mit Herrn Gerhard eine Wee ein: er wolle eher ein Bach von Trier nach Köln, bis an den Dom, geleitet haben als Herr Gerhard seinBau vollendet, doch müsse ihm, wenn er gewänne, des Meisters Sle gehören. Herr Gerhard war nicht säumig, aber der Teufel kann teuflisch schnell arbeiten. Eines Tages stg der Meister auf den Turm, der schon so hoch war, als er noch heutzutage ist, und das erste, was er von oben herab gewarte, waren Enten, die schnaernd vo Bach, den der Teufel herbeigeleitet hatte, aufflogen. Da sprach der Meister in griem Zorn: »Zwar hast du, Teufel, mich besiegt, doch sollst du mich nicht lebendig haben!« So sprach er und stürzte sich Hals über Kopf den Turm hinunter, in Gestalt eines Hundes sprang schnell der Teufel hintennach, wie beides in Stein gehauen noch wirklich Turm zu schauen ist. Auch soll, wenn man sich mit dem Or auf die Erde legt, noch heute der Bach zu hören sein, wie unter Dom wegfliet.